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Migration und Interkulturalität in Zeiten des Wandels

Neue Wege zu mehr Verständnis, Zugehörigkeit und innerer Stabilität in einer vielfältigen Gesellschaft.

A family of four walks hand in hand on a path, enjoying a sunny day outdoors.

Migration ist kein abstraktes Phänomen – sie besteht aus unzähligen persönlichen Geschichten.
Meine begann vor über dreißig Jahren, als ich mein Leben in Europa aufbaute. Nach Stationen in Madrid und Brüssel führte mich 2010 die Liebe nach Hamburg.

Die Eingewöhnung in Deutschland war ein stetiger Lernprozess, der viel Einsatz erforderte: studieren, mich beruflich neu erfinden, arbeiten – in einer neuen Sprache und in einem neuen kulturellen Umfeld.
Meine Erfahrung steht stellvertretend für viele Migrantinnen und Migranten, die mit Ausdauer und Resilienz die Gesellschaften bereichern und mitgestalten, in denen sie ankommen.

Die moderne Migrationsbewegung in Deutschland begann in den 1950er-Jahren mit der Ankunft der sogenannten Gastarbeiter aus Italien, der Türkei, Spanien und anderen Ländern. Obwohl ihr Aufenthalt ursprünglich nur vorübergehend gedacht war, ließen sich viele dauerhaft nieder. Damit begann nicht nur eine regulierte Zuwanderung, sondern auch der Prozess der gesellschaftlichen Multikulturalisierung.

Die kulturelle Vielfalt in Deutschland ist weder zufällig noch kurzfristig entstanden – sie war eine notwendige Antwort auf den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg.

Laut dem Online-Magazin Aktuelles aus Deutschland hat heute jede vierte Person im Land einen Migrationshintergrund. Über 21 Millionen Menschen gehören zu dieser vielfältigen Realität (Stand 2023). Von ihnen besitzen 58 % eine ausländische Staatsangehörigkeit und 42 % sind deutsche Staatsbürger mit Migrationsgeschichte.

In Städten wie Berlin, Frankfurt oder Hamburg zeigt sich kulturelle Vielfalt im Alltag – in der Küche, in Kunst, Musik und Traditionen.
Doch Interkulturalität bedeutet auch, strukturelle Ungleichheiten zu erkennen, Rassismus aktiv zu bekämpfen und echte gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen – unabhängig von Herkunft oder Pass.

Bildung spielt dabei eine Schlüsselrolle.
Seit Jahren fördern Schulprogramme und Community-Projekte interkulturelles Lernen, Respekt vor Vielfalt und Zweisprachigkeit als gesellschaftlichen Wert.
Mehrsprachigkeit erleichtert nicht nur die Kommunikation – sie öffnet den Blick für andere Denk- und Lebensweisen. So wird Bilingualität zu einem zentralen Werkzeug für eine inklusive und pluralistische Gesellschaft.

Auf meinem eigenen Integrationsweg habe ich erkannt:
Es reicht nicht, die Sprache zu sprechen oder gesellschaftliche Regeln zu verstehen.
Deshalb ließ ich mich zur Global Intercultural Facilitator und Migrationsberaterin ausbilden – eine Erfahrung, die mir zeigte, wie wichtig echte Brücken zwischen Kulturen sind.

Integration ist kein passiver Zustand, sondern ein bewusster, täglicher Prozess.
Sie bedeutet: sich bilden, informiert sein, und aktiv Beziehungen gestalten.

Doch während Teile der Gesellschaft Fortschritte machen, zieht sich ein anderer Teil zurück – getrieben von Angst.
Rechtspopulistische Stimmen in Deutschland und Europa nutzen Migration als Feindbild, stellen Vielfalt als Bedrohung dar und untergraben die erreichten Fortschritte in Zusammenleben und Inklusion.

Gerade deshalb ist es wichtig, sich an eine zentrale Wahrheit zu erinnern:
Interkulturalität ist nicht das Problem – sie ist die Lösung.

Kulturelle Vielfalt schwächt Gesellschaften nicht, sie macht sie widerstandsfähiger, kreativer und zukunftsfähiger.
Interkulturelle Bildung und die Förderung von Mehrsprachigkeit sind Samen der Hoffnung.
Deutschland verändert sich – und jede einzelne Migrationsgeschichte trägt zu einer gerechteren, offeneren und menschlicheren Zukunft bei.

Migration bedeutet nicht, sich selbst zu verlieren oder zu vergessen.
Sie bedeutet, Brücken zwischen Welten zu bauen.
Die eigene kulturelle Identität wächst im Kontakt mit anderen Kulturen – und in diesem Prozess haben wir alle, unabhängig von unserer Herkunft, einen Platz.

Diese Realität verändert nicht nur die demografische Zusammensetzung des Landes, sondern auch seine kulturelle, politische und soziale Identität.
In diesem Kontext hat Deutschland wichtige Schritte in Richtung einer inklusiveren Gesellschaft gemacht. Ein bedeutender Fortschritt war die Reform des Staatsangehörigkeitsgesetzes im Jahr 2024, die Menschen weltweit die doppelte Staatsbürgerschaft ermöglicht – ein klares Zeichen dafür, dass Mehrfachzugehörigkeit als Bereicherung und nicht als Gefahr verstanden wird.

Interkulturalität entsteht jedoch nicht automatisch. Sie braucht Bereitschaft, inklusive politische Strukturen und persönliche Kompetenzen. Eine der wichtigsten davon ist kulturelle Intelligenz – die Fähigkeit, andere kulturelle Realitäten zu verstehen, zu respektieren und sich darauf einzulassen, ohne die eigene Identität aufzugeben.

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